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Anlageexperte: ETF haben sich in der Krise bewährt

Das weltweit verwaltete ETF-Vermögen liegt bei fast 6200 Milliarden US-Dollar und hat sich damit binnen weniger Jahre verdoppelt. Trotz aller Kritik eignen sich die passiven Indexfonds für Privatanleger, die langfristig investieren wollen.

ETFs, also passive Fonds, die einen bestimmte Index abbilden oder über bestimmte Finanzgeschäfte dessen Wertentwicklung nachvollziehen, stehen bei Anlegern hoch im Kurs. Im Jahr 2019 lag das weltweit verwaltete ETF-Vermögen bei rund 6181 Milliarden US-Dollar. Das Volumen hat sich damit innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppelt. Die Argumente für diese steigende Beliebtheit sind die Möglichkeit der einfachen, breiten Streuung über globale Regionen und Anlagethemen hinweg, die sehr kostengünstige Umsetzung und die flexible Handelbarkeit.

Auf der anderen Seite stehen ETFs immer wieder in der Kritik, weil sie durch die passive Struktur keinen ausreichenden Schutz in Krisenzeiten bieten sollen. Warum? Eben weil kein Manager die Zusammensetzung überwacht und auf Marktveränderungen reagiert. Geht ein Index nach unten, geht das ETF mit. Es existiert kein Sicherungsmechanismus.

Als Erfinder des ETF gilt die Vermögensverwaltungsgesellschaft Vanguard. Tim Buckley, Vorstandschef des Vermögensverwalters, hat im Interview mit der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) auf diese Kritik reagiert: "Als sich in den schlimmsten Tagen der Krise an den Märkten fast nichts mehr handeln ließ, gab es nur zwei Ausnahmen - Staatsanleihen und ETF. Mit Blick auf die Finanzmärkte würde ich darum sagen: ETF sind keine Unruhestifter, sondern die Helden dieser Krise."

Zwar war der Verkauf der passiven Produkte kurz nach dem Corona-Crash nur zu deutlich höheren Kosten möglich. Das sei jedoch ein Zeichen dafür, dass ETFs Liquidität mit einem Preisschild versähen, betont der Indexfonds-Experte. Wenn jemand in Panik seine Indexfonds-Anteile verkaufen möchte, müsse er einen Aufschlag dafür zahlen. Einen Käufer finde er aber in den allermeisten Fällen. Selbst auf dem Höhepunkt der Corona-Krise habe immer genügend Interesse an ETFs bestanden. In 90 Prozent der Fälle habe einem Verkäufer ein Käufer entgegengestanden, erläutert Tim Buckley. "Nur in wenigen Fällen mussten die Indexfonds die ihnen zugrundeliegenden Wertpapiere verkaufen, um den Verkäufer auszuzahlen."

Für Anleger, die langfristig investieren wollen und in der Lage sind, auch eine längere Krise zu überstehen, bieten sich ETFs daher weiterhin an. Bestimmte Studien besagen, dass auf die lange Sicht ETFs jeden aktiv gemanagten Fonds schlagen.